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Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine (2)

24.02.22
Fassungslosigkeit und Entsetzen sind die derzeit vorherrschenden Gefühle mit Blick noch Osteuropa, nach dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine. Besonders betroffen und emotional ergriffen sind wir Mitarbeitenden durch unseren Partnerkindergarten in Sumy, der nur 40 km von der russischen Grenze entfernt ist.
Am Donnerstagabend gab es erste Meldungen, dass auch diese ukrainische Stadt von russischen Kräften angegriffen wurde. In Videos aus der Stadt sieht man eine gewaltige Explosion. Danach sind Geschosse zu sehen und ein heftiger Schusswechsel zu hören. Laut Medienberichten wurde eine Rekrutenschule angegriffen. Außerdem sind in der Stadt russische Panzer unterwegs. „Was in diesen Tagen geschieht, hätten wir wohl alle in unseren schlimmsten Träumen nicht gedacht“, sagt Lars Rinner geschockt, der für das Hilfsprojekt verantwortlich ist und seit 25 Jahren mit regelmäßigen Hilfslieferungen vor Ort ist. In einer Zoomkonferenz bestätigt Ludmilla Shramkomit, Leiterin des Kindergartens Nr. 34, die Angriffe. Die Menschen vor Ort bekommen ihre Informationen über das Lokalfernsehen, welches noch senden kann, über Anrufe, Whatsapp und Chatgruppen. Überall im Land sind russische Panzer und Armeefahrzeuge unterwegs und auch in den Städten wird geschossen und bombardiert. Sumy ist von den russischen Panzern und Armeeverbänden eingeschlossen. Menschen wurden verletzt, 3 Menschen sind sogar gestorben. Alle Schulen und Kitas sind geschlossen und viele Einwohner versuchen auf den überfüllten Straßen die Stadt zu verlassen, um auf dem Land bei Familie und Freunden Unterschlupf zu finden. Viele Geschäfte sind geschlossen, vor den Apotheken und an den Bankautomaten bilden sich lange Schlangen. Selbst Brot war heute nicht zu bekommen, schildert Ludmilla Shramko die Ereignisse. 
Der Strom und die Wasserversorgung im Kindergarten Nr. 34 wurde abgestellt und alles verschlossen. Sie ist mit ihrem Mann Volodja von jemandem mit zu ihrer Datsche nach Ulschana mitgenommen worden. Das Dorf liegt ungefähr 80 km von Sumy entfernt. Dort sind sie erst mal in „Sicherheit“. Allerdings fahren auch dort die Panzer direkt auf der Straße vorm Haus vorbei und alle Dorfbewohner löschen das Licht und ziehen die Vorhänge zu, um nicht aufzufallen. Sie möchte aber nur wenige Tage dortbleiben, weil sie sich trotz der momentanen Schließung für den Kindergarten verantwortlich fühlt. „Wir haben meist geschwiegen und zugehört“, so Lars Rinner nach dem Gespräch. „Viel mehr konnten wir nicht tun“. Gleichzeitig wurde vonseiten der Wichern Diakonie Hilfe angeboten. Die Menschen vor Ort sollen in Ruhe bedenken, in welcher Form überhaupt geholfen werden kann. Schließlich weiß derzeit niemand, was morgen passiert.
"Immerhin haben die Freunde aus Sumy beschrieben, dass ihnen unsere Anteilnahme gut tut und sie grüßen ganz ausdrücklich auch alle Freunde in Frankfurt", so Lars Rinner. Auch der Vorstand der Wichern Diakonie Kai Stähler ist geschockt und in tiefer Sorge. „Die Kinder in unserem Partnerkindergarten Nr. 34 in Sumy sind aufgrund ihrer Beeinträchtigungen auf vielfältige Unterstützung und besondere Zuneigung angewiesen. Die Hilflosigkeit mit der wir dieser Situation gegenüberstehen, macht mich persönlich sehr traurig. Ich glaube ich kann im Namen aller Mitarbeitenden sprechen, dass wir diesen Angriff auf schärfste verurteilen“. Unser Kollege Lars Rinner wird den Kontakt soweit wie möglich nach Sumy aufrecht halten und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch weiterhin informieren.